Unter den Füßen Baden Württemberg !!

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…. habt ihr euch auch schon gefragt, wohin die Störche eigentlich fliegen, wenn sie sich ausruhen, nachdem sie die Babys vorbeigebracht haben?? 😉 wir haben sie gesehen, gleich sechs an der Zahl als sie ihre roten Schnäbel in die Feuchtgebiete Hessens steckten! Es sind diese Momente, wenn der Sonnenuntergang Bahntrassen knallrot bis lila-orange vom Horizont abhebt; wenn Hasen vor uns Haken schlagen oder ein Kanichen sich noch kurz vergewissert, ob wir eine ernst zu nehmende Gefahr darstellen, bevor sie sich dann doch entschließen reißaus zu nehmen. Wenn der Himmel aufreißt, wir durch Weinberge radeln, die schwarzen Regenwolken über uns, aber doch kein Tropfen auf uns fällt und wir uns gegen den Südwestwind lehnen – dann sind wir gütig mit unseren uns begleitenden Wehwehchen und der Frage, ob wir es wirklich schaffen. Florians Unterarme sind bei Bienen und Wespen sehr beliebt, meine Beine bei Mücken und überhaupt wusste ich noch gar nicht, dass meine Schulter vom “nach links hinter mir schauen” so verspannt sein kann… all das hält uns aber nicht von unserem Plan ab 🙂

Natürlich beschäftigt uns auch in der zweiten Woche immer noch das “wie” … alle möglichen Ressourcen unsereres Alltagslebens helfen uns dabei! so z.B. das Radschraubinteresse von Florian: die erste rausgebrochene Speiche des Hinterrades nach nun gut 800 (!!) km repariert er gerade. Ich bin eher die, die die Pausen zwischendurch hochhält und dass wir immer wieder 2 ganze Tage Pause machen (einen zum Waschen, Bloggen etc.) und einen zum Entspannen und Flanieren am Ort, den wir gerade kennen lernen.

Immer wieder werden wir gefragt, wie wir es auf dem Tandem aushalten: das geht so: Florian hinten genießt es vorzulesen, völlig frei zu fahren oder die Karte zu studieren und meine Frage, wohin es gehen soll zu beantworten:  und ich find es einfach spitze mit der Kraft, die ich habe uns so sicher wie es geht von Ort zu Ort zu bringen und überhaupt, dass wir immer schon “hintereinander fahren” und natürlich gemeinsam unsere Ziele erreichen 🙂

…. was bisher noch weiter geschah:

von den “Galliern” fuhren wir weiter den Vulkanradweg und knackten dort die ersten 500km! kamen durch interessant benannte Städtchen wie “Altenstadt” und sahen wieder viel fachwerkgesäumte Straßenzüge, die von einer anderen Zeit erzählen. Die uns versprochene Abfahrt verzückte uns einige Minuten wie im Flug und ließ uns auf der Hochebene des Vulkans wild zelten. Die nah stehenden Büsche bogen sich im Wind, es war geräuschvoll fast wie am Meer und lässt die Sehnsucht es zu erreichen steigen 🙂 Am Donnerstag schafften wir es bis Hanau und zelteten direkt am Main auf einem Campingplatz: endlich eine Dusche!! Um am Freitag die Helene Lange Schule (er ist von Konzept und Offenheit begeistert, u.a. dass die SchülerInnen das Gebäude komplett in Eigenorganisation sauber halten) in Wiesbaden kennen zu lernen nahm Florian dann aber die S-Bahn. Als wir dann erneut aufbrachen schafften wir es nur einige Kilometer weiter – vom Regen in die Traufe sozusagen: war es in der letzten Nacht die Einflugsschneise des Mega Flughafens gewesen, war es nun eine der Startbahnen, die uns über unseren Köpfen mit ihren hereinbrechenden Lauten daran erinnerte, dass wir uns am Drehkreuz Europas für Personenverkehr befanden. Dazu kamen lauter Frachtschiffe, die die logistische Arbeit des Warenverkehrs entlasten – uns aber auch ab 4h weckten, dazu schnatternde Enten und immer wieder Schauer… ich wünschte mir so sehr für die nächste Nacht ein ruhigeres Plätzchen sowie eine Dusche (ich habe noch nie im Leben so oft an das Herunterprasseln frischen Wassers auf mein Gesicht gedacht 😉 ). Schnitt >

In Frankfurt dann trafen wir Florians Schulfreund Christian – es war so ein nettes Treffen mitten in der Stadt, die bares sowie virtuelles Geld bedeutet … auch das erste Mal waren wir Attraktion für einen Chilenen genug, der uns fotografieren wollte 🙂 es passiert ja immer wieder und das ist so herzerwärmend, das Kinder mit offenem Mund von ihrer Schaukel rufen: “schau mal wie cool, ein Tandem” … oder “die haben die gleiche Fahne wie wir, nur viel größer” … – aber auch die Männer ab 45, die uns gern dafür benutzen uns mal so richtig zu erzählen, wie sie die Welt und Energiefrage und überhaupt so sehen (völlig ungefragt, aber eben eingeladen durch eine eindeutige Position) < Schnitt zuende

Ihr wisst wie es manchmal im Leben ist … sich behütet fühlen und einen Engel vorbeigeschickt zu bekommen, denn es müssen nicht immer Männer in Weiß mit Flügeln sein 🙂 > als wir in Mainz am Samstag Vormittag ankamen um uns mit Vitaminen auf dem wunderbaren Markt dort einzudecken lernten wir Carmen, Jörgen und den lebensfrohen Tristan mit ihrem Tandem und Kinderanhänger kennen! Sie fanden unser Projekt so toll, dass sie uns wie alte Freunde gleich zu sich eingeladen haben! ich war so glücklich und als auch Florian zustimmte, lernten wir ihr zu Hause direkt an meinem geliebten Rhein kennen. Ein Fleckchen Erde zwischen Wiesbaden und Mainz, ganz große Gastfreundschaft!! Wiesbaden im Übrigen die Ausbildungsstadt meiner Mutter, schon italienisch spanisch anmutend, eine Kurstadt mit Rheinanbindung, wirklich sehenswert! Florian empfiehlt Mainz!

Der Sonntag gehört uns, dachten wir, und verabredeten uns mit Carsten und Steffi in Worms um halb 4 – ihr wisst, wie sehr wir Radwege schätzen, besonders die flachen, nur dass sie natürlich kaum Abfahrten haben, d.h. dass nun jenseits des Rheins unsere letzte Kraft gefragt war, das Strandbad in Worms (ja genau – gleich da wo Hagen das Rheingold versenkt haben soll) zu erreichen. Nach zwei Stunden Pause dort und überhaupt einem Wetterwechsel zu fantastischem Sonnenstrahl fuhren wir zu viert noch die verbleibenden Kilometer bis nach Mannheim. Ich konnte meinen Augen nicht trauen: war das wirklich wahr, schon Baden Württemberg? Ja genau!! Dieser Tag zeigte fast 100km auf dem Tacho: unsere Füße hatten uns tatsächlich geduldig von Landkreis zu Landkreis, von Hessen nach Rheinland-Pfalz, nach BaWü, von Dialekt zu Dialekt gebracht (Freundin z.B. heißt auf Hessisch: Schnuckelsche)  – unglaublich, so langsam begreifen wir selbst unser Projekt des nachhaltig mit der Seele Reisens. Hier dürfen wir uns nun ein wenig ausruhen, auftanken und schauen uns morgen das Städtchen an – am Mittwoch geht es den Neckar entlang in Richtung Reutlingen, wir freuen uns jetzt schon auf die liebevolle Küche meiner Oma 🙂

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