Geschafft, Wochenende!

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wow wow wow ihr Lieben! das ist der Wahnsinn! damit haben wir beide nicht gerechnet; konnten es uns wirklich nicht vorstellen, was es heißt jeden Tag auf dem Rad zu sitzen und dies auf einem Tandem mit einem Anhänger insgesamt gut 60 kg schwer.

Was haben diese ersten Tage uns gezeigt?

> Kräfte einteilen ist das a und o einer Tour, die die nächsten 4 Monate auf einem Fahrrad bestritten werden will – die geplanten 80km am Tag lassen sich nicht realisieren – müssen sie aber auch nicht – wir sind schließlich im Sabbatjahr!

> Termindruck ergibt nur Stress in der Beziehung – wir kommen an, wenn wir nah genug entfernt sind, um es wirklich einschätzen zu können; zu unsicher die Wetterbedinungen, zu unklar welche Steigungen uns erwarten

> schönste Fahrradwege gibt es definitiv, aber leider nicht garantiert – den Fokus also richten auf die schönen Momente und die Bundesstraßen ohne Fahrradweg als Bereicherung von gemachter Erfahrung abbuchen 🙂

> Gepäck reduzieren – was brauchen wir wirklich? was ist es wert von uns die Hügel und Flüsse entlang transportiert zu werden?

Das mit den Kräften einteilen haben wir nach Heckenbeck gleich umgesetzt: Florian hat die ersten Dinge bei Tobias und Ricarda gelassen und ab ging die Post den ersten Berg wieder hinauf. Er kommt in solchen Momenten immer richtig aus der Puste – ich bin am Allermeisten damit beschäftigt, dass wir im angenehmen Gang fahren, bzw. den Lenker möglichst gerade zu halten bei der Kraft die von hinten das Rad “beflügelt” 🙂

Dann eine Abfahrt! mit Hänger und zwei Menschen auf einem Rad kommen wir leicht über 40km-  echtes Mofafeeling mit italienlauer Luft um die Nase – wenigstens ein paar Momente, bis es wieder heißt selbst in die Pedale zu treten, oder zu “demmeln” wie Florian sagt 🙂

Die Landschaft -sanft hügelig mit Weizen, Mais (wie gern jetzt dort verstecken spielen oder ein Labyrinth erfinden) oder Zuckerrüben bepflanzt- hier ein Mähdräscher, dort ein Fischreiher in Werra oder Fulda – da ein malerisches Fachwerk Dorf oder sogar Kleinstädtchen. Witzenhausen, Hannoversch-Münden und Melsungen. Pedale, Poposchmerzen, Pedale, verschmiertes Hosenbein von der Kette – sag mal ging es da gerade nicht doch nach rechts?

Unseren ersten Regen erlebten wir in Northeim bei Göttingen – immer wieder fällt mir auf, dass ich mir keine Gedanken mache im Zug sitzend, was es für die Menschen bedeutet, die sich immer draußen befinden, der Witterung ausgesetzt zu sein: wir selbst sind nun in dieser Situation: wo ist der nächste rettende Bioladen? wir wollten doch eh noch etwas einkaufen 🙂

Auf der Strecke nach Göttingen dann (die Wolken sind wieder abgedampft) treffen wir auf ein weiteres Tandem Paar: was für eine Überraschung! Gandalf und Anja auf dem Weg nach Valencia gestartet in Braunschweig just einen Tag später als wir – wir sind begeistert!

In der Nacht auf Donnerstag unser erstes “Wildcampen” – lauschig an der Leine mit Wehrgeräusch und angrenzender Bahnlinie fallen wir in einen tiefen Schlaf – denn am nächsten Tag steht unser Besuch in der Kommune Niederkaufungen an … über 80km entfernt in den Ausläufern von Kassel.

Was ist für euch eine Kommune? welche Idee habt ihr von einem Leben in einer Gemeinschaft von etwa 80 Menschen – davon 20 Kindern?

Welche Erwartungen hättet ihr, wenn ihr sie betreten würdet?

Würdet ihr rechnen mit einem professionell arbeitendem Tagungshaus? Tagespflege für Demenzerkrankte, Obstmanufaktur, Gartenbau, Samenanzucht für vielseitige Sorten (für Dreschflegel), Photovoltaikanlage, Elektroräderverleih und vielem mehr?

Ein Leben von Menschen im Fluss, im Büro sitzend, im Hofladen stehend oder in der Küche für das leibliche Wohl für alle sorgend?

Was uns beide am meisten beeindruckt ist das gelebte Grundeinkommen: für alle Kommunard_innen ist Geld in einer gemeinsamen Kasse frei verfügbar, alle Einnahmen gehen in eine Kasse (auch Erbschaften) – es gibt keinen Unterschied zwischen Kindererziehung oder Fahrradreperaturen. Das soll es wirklich geben? ja!

wer sich weiter mit der Kommune beschäftigen will oder vielleicht ein Seminar zu gewaltfreier Kommunikation etc. besuchen möchte, findet hier mehr: http://www.kommune-niederkaufungen.de/

von Freitag Abend bis Montag laden wir nun unsere Akkus bei Florians Eltern auf – heute habe ich unsere Wäsche gewaschen, ich sage euch: sie riecht so herrlich frisch 🙂 bis vor kurzem noch verschwitzte Grüße von uns beiden – wir machen weiter!!

2 responses »

  1. Bin in Gedanken bei Euch und werde Niederkaufungen bestimmt auch mal besuchen für ein Seminar. Gut, dass Ihr Ballast abgeworfen habt 🙂 Bestimmt gibt es überall Menschen, die Euch leihen, was Ihr zusätzlich braucht. Couchsurfer z.B.?
    Liebe Grüße und ein erholsames Wochenende!

  2. Zum Glück können eure Finger während der Fahrt ausruhen 🙂 … dankeschön für eure spannenden Berichte.

    80 km / Tag … hört sich tatsächlich ehrgeizig an + erfordert Disziplin.

    Vielleicht ist es ein Teil eurer Aufgabe, über euch hinauszuwachsen …?

    Naja, lässt sich von Hannover aus leicht sagen … aber, so wie ihr das beschreibt, hat es etwas Schicksalhaftes … die kleinen Zeichen … deren Bedeutung oft erst hinterher klar werden …

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